Gedanke des Monats Juni 2021 – Brot

Zu Beginn des Monats Juni feiern wir das Fest Fronleichnam. Ein Fest, das uns daran erinnert, dass Christus für uns zum Brot des Lebens geworden ist, dass er das Brot des Lebens ist. Das klingt einfach, aber ist es auch so einfach?

Auf einem alten Wandbehang im Ursulinenkloster Erfurt wird das letzte Abendmahl dargestellt, mich beschäftigen die Jünger Jesu, wie sie um den Tisch versammelt sind: Sie scheinen nicht so klar verstanden zu haben, was Jesus ihnen in dieser entscheidenden Stunde vor seinem Leiden auf den Weg geben wollte.
Da ist der Jünger im rechten vorderen Bildteil, der wohl eher sagt: „Habe ich richtig gehört?“ Vorn im Bild, aber aus der Mitte herausgenommen, offenkundig Judas mit dem Geldbeutel: Ihn scheint zu stören, dass es Zuschauer geben könnte, Menschen, die auch an dem Mahl teilnehmen möchten. Sie sollen auf keinem Fall zur Gemeinschaft um den Herrn dazugehören.
Die Jünger links im Bild sind wohl eher skeptisch, fragend, können diese totale Hingabe, von der Jesus spricht, nicht nachvollziehen. Nur wenige der Jünger scheinen überhaupt zuzuhören.
Und der Jünger ganz rechts möchte wohl lieber sagen: „Da habe ich noch viele Fragen!“
Nur Johannes scheint verstanden zu haben: Wenn der Herr Brot des Lebens ist, hab‘ ich nichts zu befürchten, kann ich mich zurücklehnen, mich ihm ganz überlassen; er ist das Brot des Lebens!

Wo ist mein Platz in diesem Geschehen? Kann ich in diesen Tagen mit dem Psalmisten beten: „Er hat uns mit bestem Weizen genährt und mit Honig aus dem Felsen gesättigt.“ (Ps. 81,17)?

 

Text: Sr. Ingeborg Wirz OSU
Foto: Sr. Ingeborg Wirz OSU