Das barocke Weihnachtsbild in unserem Kloster zeigt vielleicht mehr als nur ein besinnliches Anbeten der Hirten an der Krippe.
Hier scheint ein Hirte die frohe Botschaft zu verkünden, nicht ein Engel wie bei der Verkündigung Mariens. Der rot gewandete Hirte ist anders als die knienden Hirten: ein leuchtendes Gewand, ein grüßender Hirte – und der Künstler des Bildes räumt ihm viel Platz ein in der Gestaltung der weihnachtlichen Nacht.
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Vielleicht wollte der Künstler uns deutlich machen:
Im Weihnachtsgeschehen kommt Gott selbst auf uns zu! Er kommt uns entgegen mit einer guten Nachricht. Er selbst ist der Hirte, der Frieden verheißt.
Und wenn Gott selbst uns entgegen kommt, dann wird wahr, was der Prophet Jesaja im 11. Kapitel des Prophetenbuches schreibt:
„Der Geist des Herrn lässt sich nieder:
der Geist der Weisheit und der Einsicht,
der Geist des Rates und der Stärke,
der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.
Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.“ (Jes. 11, 2-3a)
Erwarten wir nicht sehnsüchtig einen Geist der Wahrheit, des guten Rates, einen Geist der Einsicht und Erkenntnis in unserer so zerrissenen Welt?
Gott kommt uns entgegen, er kommt uns entgegen mit seinem Geist, und das ist seine Verheißung zu jeder Zeit, zu Weihnachten und auch im kommenden Jahr!
Wir wünschen für das anstehende Weihnachtsfest und das vor uns liegende neue Jahr 2023 diese Zuversicht „Gott kommt auf uns zu“, auch im neuen Jahr!
Ihre
mit allen Schwestern des Konventes.
Duderstadt, im Dezember 2022